Das klassische Verlängern oder Umschalten von Keyboard-, Video- und Maus-Signalen in Form von KVM-Switches mit nostalgischen Drehschaltern oder KVM-Extendern in Form rein passiver Verlängerungskabel war lange Zeit ein End-User-Thema und verdankte seine Popularität dem Umstand, dass sich mit cleverer KVM-Verkabelung teure Hardware sparen ließ. Nun sind diese Zeiten zwar vorbei, dennoch hat sich ein veritabler Markt für moderne KVM-Technik entwickelt. Geblieben ist aber nur der Name; der Anwendungsbereich wie auch die Zielgruppe haben sich vollkommen gewandelt.
KVM-Extender sind heute für gewöhnlich Long-Distance-Video-Extender, die hochauflösende Videos unkomprimiert bei Datenraten von 20Gbit/s und mehr übertragen. KVM darf es sich nennen, da für gewöhnlich USB- und Steuer-Signale parallel mit übertragen werden. Entsprechend finden sich KVM-Switches auch heute als voll digitale Lösung in modernen Konferenz- oder Schulungsräumen wieder, bei denen verschiedene Signale vervielfacht und flexibel ausgegeben werden sollen.
KVM-Extender mit klassischen Netzwerk-Switches kombinieren
Als Alternative zu KVM-Extenderlösungen sind vor allem IP-basierte Systeme im Einsatz. Abgesehen von einem ungleich höheren Installations- und Konfigurationsaufwand haben diese Systeme aber vor allem den Nachteil, dass selbst mit leistungsstarken Netzwerken nur ein Bruchteil der Bandreite einer KVM-Lösung zur Verfügung steht – von Verzögerungen ganz zu schweigen. Die neue KVM-Extender-Serie von Lindy schafft nun den Brückenschlag. Die proprietären Extender-Signale können mit klassischen Netzwerk-Switches kombiniert und so vervielfältigt werden. Der Transmitter eines KVM-Extenders wird an den Rechner oder eine beliebige andere Bild-Quelle angeschlossen, über Cat.6-Netzwerk-Kabel an den Switch geleitet, an dem alle Empfänger mit je einem Receiver angeschlossen werden können. Insgesamt können bis zu 48 Sender und Empfänger in diesem KVM-Netzwerk miteinander verbunden sein. Neben dem reinen Videosignal werden auch USB 2.0 und je nach Modell Audio und RS232 übertragen.
Für die Installation eines solchen modularen KVM-Netzwerks wird neben einem leistungsfähigen Switch ausschließlich die gewünschte Anzahl an KVM-Transmittern und -Receivern benötigt. Der Anschluss und die Installation funktionieren ähnlich unkompliziert wie bei herkömmlichen, nicht IP-basierten KVM-Extendern.
Anwendungsbeispiele
Am Beispiel eines Schulungsraums, kann man die Vorzüge einer modularen KVM-Extenderlösung leicht nachvollziehen: Aus Sicherheits- und Akustik-Gründen sind die PCs oft in einem gesonderten Raum aufgebaut. Jeder PC ist dann an einen KVM-Transmitter angeschlossen, der seinerseits mit dem Switch verbunden ist. Im Schulungsraum sind an allen Arbeitsplätzen, am Referenten-Platz und am Beamer jeweils ein Receiver installiert.
Auf Knopfdruck kann sich der Referent das Bild eines beliebigen Kursteilnehmers duplizieren und auf seiner Workstation oder dem Beamer ausgeben lassen. Ebenso einfach könnte der Referent seine Anzeige auf die Anzeige aller Kursteilnehmer schalten.
In Hinblick auf Redundanz könnten im PC-Raum auch zwei zusätzliche Rechner mit Transmittern installiert sein, die bei Bedarf für einen nicht funktionstüchtigen oder falsch konfigurierten PC von jedem beliebigen Arbeitsplatz aus verwendet werden könnten.
Technische Hintergründe
Für das KVM-Netzwerk wird ein abgeschottetes VLAN benötigt, welches mindestens 1Gbit/s Bandbreite und eine Cat.6-Schirmung bietet. Der Clou ist, dass dank Jumboframes, weniger Overhead und sehr geringer Latenz über ein Gigabit-Netzwerk max. 4,95Gbit/s an Daten laufen. Dies bedeutet, dass bei Full HD das Signal zwar komprimiert werden muss, allerdings im Gegensatz zu reinen IP-Lösungen ohne nennenswerten Qualitätsverlust und vor allem auch ohne Verzögerung.
Die maximale Auflösung liegt bei 1920×1200 @60 Hz (WUXGA) mit Parallelübertragung von USB 2.0, RS232 und Audio (analog Stereo). HDCP wird nicht unterstützt.
Voraussetzung ist, obwohl es sich technisch um eine Ethernet-Lösung handelt, dass bestimmte Kabellängen nicht überschritten werden. In einem Kupfer-basierten Netzwerk liegt die Maximaldistanz bei 130 Metern, mit Multimode-Glasfaser bei 500 Metern. Wird ein Singlemode Glasfaser-Kabel verwendet sind die Maximaldistanzen praktisch unbegrenzt. Getestet wurden Längen bis 20 km. Das Kombinieren von Kupfer und Glasfaser-Extendern ist jedoch trotz zwischengeschaltetem Switch nicht möglich.
Modelle, Preise und Verfügbarkeit
Lindy bietet drei verschiedene KVM-Extender, die alle drei mittels eines Gigabit-Switches als KVM-Netzwerkkomponenten verwendet werden können. Je nach Modell sind Zusatzfunktionen wie Audio-Übertragung oder USB-Massenspeicher-Support als Upgrade nachrüstbar. Auch die Matrix-Funktionalität als KVM-Netzwerk muss mittels Freischaltcode zugebucht werden.
Der ‚130m Cat.6 DVI-D Single Link & USB 2.0 KVM Extender‘ verfügt über einen HDMI-Eingang und HDMI-Loop-Ausgang mit Adapter auf DVI. Trägermedium ist ein Cat.6-Netzwerkkabel. Die USB-Massenspeicher-Funktionalität ist über ein Software-Upgrade erweiterbar, Audio jedoch nicht. Der Preis für den Transmitter beträgt 352,90 EUR, für den Receiver beginnen die Preise bei 348,70 EUR. Inklusive Massenspeicheroption erhöht sich der Preis des Receivers auf 642,77 EUR. Der Transmitter erhält die Massenspeicheroption automatisch vom Receiver. (Artikelnummern der Basisversionen: Transmitter 39200 und Receiver 39201)
Der ‚130m Cat.6 DVI-D Single Link, USB 2.0 (Optional Audio oder RS232) KVM Extender‘ besitzt einen DVI-D-Eingang und DVI-D-Loop-Ausgang. Trägermedium ist ein Cat.6-Netzwerkkabel. Der Transmitter kostet 483,15 EUR. In der Basisversion kostet der Receiver 478,95 EUR. Inklusive Massenspeicheroption erhöht sich der Preis auf 773,03 EUR, inklusive Audio-Support auf 596,55 EUR und inklusive beidem auf 890,63 EUR. Der Transmitter erhält die Upgrades automatisch vom Receiver. (Artikelnummern der Basisversionen: Transmitter 39210 und Receiver 39211).
Der ‚500m Fibre Optic DVI-D Single Link & USB 2.0 KVM Extender‘ verfügt über einen DVI-D-Eingang und DVI-D-Loop-Ausgang. Trägermedium ist ein Multimode-Glasfaserkabel. Der Transmitter kostet 491,55 EUR. In der Basisversion kostet der Receiver ebenfalls 487,35 EUR. (Artikelnummern der Basisversionen: Transmitter 39240 und Receiver 39241)
Alle Preise verstehen sich zzgl. gesetzlicher Mehrwertsteuer