Ist Thunderbolt 3 der Heilsbringer, der Thunderbolt aus der Apple-Nische herausholt und es als echten Konkurrenten zu USB, vielleicht sogar als dessen Nachfolger etabliert? Die Chancen stehen so gut wie nie zuvor. Es ist daher kein Zufall, dass Lindy gerade jetzt den Entschluss fasste, seine Produktpalette um Thunderbolt-Equipment und -Connectivity zu erweitern. Ein klares Statement, dass man bei Lindy mit Thunderbolt 3 an die Zukunft von Thunderbolt glaubt.
Aber was ist bei Thunderbolt 3 nun anders und besser, dass plötzlich so viele Erwartungen geweckt werden? Blickt man zurück, war Thunderbolt – früher mal Light Peak genannt – einer von vielen Standards, die durchdacht, performant, vielseitig, flexibel und aus technischer Sicht unglaublich sexy waren, sich aber trotzdem nicht haben durchsetzen können. Auf der einen Seite standen Technik-Experten, die mit Begriffen wie Datenrate, Bidirektionalität, und Video-Daisy-Chaining versuchten, den Massenmarkt davon zu überzeugen, dass Thunderbolt die bessere Alternative gegenüber USB ist. Auf der anderen Seite stand der Massenmarkt, der argumentierte, dass sich USB-Equipment zu geringen Preisen in jedem Discounter und kompatibel mit jedem PC kaufen lässt. Beide hatten Recht, und beide verstanden die Argumente des jeweils anderen nicht.
Genau bei diesem Dilemma setzt Thunderbolt 3 an. Die Entwickler haben mit der neuen Generation nicht nur auf technischer Seite Funktionen hinzugefügt und Datenraten erhöht, sondern haben vor allem auf praktischer Ebene sehr entscheidende Schritte unternommen, um Thunderbolt zum Durchbruch zu verhelfen.
Kooperation statt Konkurrenz – USB-Unterstützung für Thunderbolt
Früher hatte Thunderbolt einen eigenen Stecker, der aber außerhalb des Apple-Universums kaum zu finden war. Neun Jahre nach Einführung von Thunderbolt muss aber auch der größte Optimist einräumen, dass Thunderbolt USB in absehbarer Zeit nicht verdrängen wird. Statt weiterhin die Rolle des verkannten aber überlegenen Standards einzunehmen, ging man mit Thunderbolt 3 einen recht revolutionären Schritt: Der Stecker von Thunderbolt 3 ist nun identisch mit dem von USB 3.1 bekannten Typ C-Stecker. USB und Thunderbolt haben zukünftig damit den gleichen Stecker. Ein bei Thunderbolt integrierter USB-Controller erlaubt damit jedes USB-Equipment an eine Thunderbolt-Buchse anschließen zu können. Statt als exotische USB-Alternative wahrgenommen zu werden, hat Thunderbolt nun das Potenzial, als ‚das bessere USB‘ zu gelten.
Thunderbolt für alle – Wegfall der Lizenzgebühren
Gleich welcher Stecker und Standard verwendet wird, für jeden Stecker zahlt man Lizenzgebühren an denjenigen, der den Standard entwickelt hat. Grundsätzlich ist dies ein legitimes Geschäftsmodell, um die Kosten für die Entwicklung zu finanzieren. Gleichzeitig ist es aber auch ein Hemmschuh für die Verbreitung. Intel hat daher angekündigt, die Lizenzgebühren für Thunderbolt noch in diesem Jahr komplett fallen zu lassen. Ob das als Anreiz für die Hersteller ausreichen wird, bleibt abzuwarten, jedenfalls ist es seitens Intel ein mehr als deutliches Statement, dass Thunderbolt mehr als nur eine elitäre Apple-Buchse sein soll.
Thunderbolt braucht den Vergleich nicht zu scheuen
Wie schon gesagt, wird sich Thunderbolt, wenn überhaupt, dann als ‚das bessere USB‘ und nicht als ‚die bessere Alternative zu USB‘ behaupten können. Aber auch in ersterem Fall muss Thunderbolt gegenüber USB einen Mehrwert bieten können. Und sieht man sich die Datenraten und die unterstützten Formate an, dann muss sich Thunderbolt nicht verstecken. 4 PCI-Express Lanes und 8 DisplayPort 1.2 Lanes für satte 40 Gbit/s Datenraten – da kann USB nicht mithalten. Möglich sind damit an einem einzigen Thunderbolt-Kabel zwei angeschlossene Displays mit voller 4K-Auflösung. Dank getrennter PCI Lanes gehen parallel dazu auch noch die vollen 10 Gbit/s von USB 3.1 durch die Leitung. Eine Docking-Station über Thunderbolt könnte neben Gigabit Ethernet, USB 3.1 auch 5K Grafik ausgeben. Mit nativer DisplayPort-Unterstützung ist die Grafikausgabe auch nicht mit den Prozessor-intensiven USB-Grafikkarten zu vergleichen, sondern eher wie USB Alternate Mode als natives Grafiksignal, welches lediglich das Thunderbolt-Kabel zur Übertragung nutzt.
Somit setzt Thunderbolt momentan in puncto Performance, Bandbreite und Funktionsumfang Maßstäbe, die keine verbreitete andere Schnittstelle in dem Umfang unterstützt. Wichtig dürfte dies vor allem im Grafikbereich werden. Mit USB sind auch mit Alternate Mode derzeit keine 5K-Auflösungen machbar. Ein echter USP für Thunderbolt.
Kann man eine Prognose wagen?
Thunderbolt hat mit der neuesten Generation Thunderbolt 3 fast alles richtig gemacht. Dennoch gibt es Wermutstropfen. 40 Gbit/s sind derzeit zwar fantastische Werte, die USB nicht erreicht, aber Thunderbolt-Kabel bleiben aufgrund der verbauten aktiven Elektronik-Komponenten teuer. Gebraucht werden diese Datenraten vor allem für Videosignale. Ob dies als Verkaufsargument ausreicht, wird sich zeigen. Equipment für Thunderbolt ist immer noch Mangelware und Thunderbolt als Markenname ist kaum mit USB zu vergleichen. Eine Prognose abzugeben ist damit aktuell nicht möglich. Dennoch kann man Chancen und Aussichten anders bewerten, als man das vielleicht noch für Thunderbolt 2 getan hätte.
Auch bei Lindy wurde bezüglich Thunderbolt eine Entscheidung getroffen. Christian Westenhöfer, Director Global Marketing bei Lindy erläutert den Entscheidungsprozess, der bei Lindy für ein verstärktes Engagement in Thunderbolt führte, folgendermaßen: „Als Thunderbolt bei uns als Thema auf den Tisch kam, waren viele skeptisch. Thunderbolt war in den meisten Köpfen eine Schnittstelle, die irgendwo aus der Apple-Ecke kam. Und die Marke Lindy als Produzenten für günstige Apple-Alternativ-Produkte zu vermarkten, ging uns allen gegen den Strich. Aber wir haben Stück für Stück unsere Vorbehalte abgelegt und uns von Thunderbolt überzeugen lassen. Ich bin mir heute ziemlich sicher, dass Thunderbolt in Zukunft nicht mehr nur im Apple-Segment zu finden sein wird und dass mit dem Schritt zu USB Typ C in Thunderbolt ein echtes Potential für eine breite Zielgruppe steckt. Denn was wir beobachten können, ist, dass Datenübertragung immer öfter Videoübertragungen sind. Thunderbolt ermöglicht Multimedia-Anwendungen, die mit USB in dieser Qualität nicht realisierbar sind. Aus anfänglicher Skepsis wurde so auch bei mir die Überzeugung, dass Thunderbolt gerade jetzt mit der Generation 3 etwas ist, was Lindy klar fokussieren muss. Thunderbolt war immer schon innovativ und technisch sicher sexy, ist nun aber auch auf dem Sprung zu einem etablierten Standard als echter Konkurrent zu USB.“